Hey :D
Heute habe ich die Ehre, den Autoren Valentin Zahrnt im Buecherhimmel begrüßen zu dürfen :)
Homer hatte es leicht: Die Sirenen sangen, die Zyklopen wüteten, Zirze zauberte – und die Zuhörer staunten. Dante reiste in die Unterwelt und Marco Polo nach China. Herrliche Zeiten des Erzählens, als es noch weiße Flecken auf der Landkarte gab. Notfalls auf dem Mars: 1938 brach bei einer Radiosendung über die Landung der Aliens bei den US-Zuhörern Panik aus.
Heute: Billigflieger, Googlemaps und Wikipedia – jeder kennt alles. Und glaubt dank Galilei, Luther und Reality-TV an nichts mehr. Dazu Ego-Shooter und Der Herr der Ringe in 3D – was schockt da noch? Und so richtig neu ist schon seit Adam nichts mehr.
Trotzdem können die Menschen es nicht lassen: Sie lieben spannende Geschichten! Und ich liebe es, sie zu schreiben. Ein Autor kann Träumen nachlauschen, einen Mondaufgang beobachten, einen Dialog vor sich hinbrabbeln und sagen: „Ich arbeite.“ Er kann seine Schizophrenie in Charaktere transformieren und dabei ein klein wenig Abstand vom eigenen Größenwahn und Weltschmerz gewinnen. Er muss – wie wertvoll: ein Müssen bei all der Schriftstellerfreiheit! – ein Handwerker sein, der sägt und feilt, bis er einen stimmigen Text in den Händen hält. Und das ist fast so befriedigend wie ein glattgeschliffener Tisch, der nicht wackelt. Aber dann der Clou: Der Autor muss nicht die Werkstatt auskehren, ein Knopfdruck und –
(Quelle: http://valentin-zahrnt.de/autor/)
Wenn ihr mehr Informationen zu den einzelnen Büchern wollt, klickt einfach auf das Cover :)
Meine Rezension:
Das Tal (von Valentin Zahrnt) *klick*
1. Gibt es eine Gegend, die Vorbild für "Das Tal" war?
Vor
einigen Jahren waren mein Cousin und ich einen Monat in den Rocky
Mountains Radfahren. Obwohl wir zuvor viel in den Alpen unterwegs
gewesen waren – Wandern, Biken, Klettern, Skifahren –, hat uns
das enorm beeindruckt. Von morgens bis abends zwischen den gewaltigen
Bergen, und kaum ein Mensch, da der Sommer schon in den Herbst
überging. Dafür an einem Morgen Schnee auf der Zeltplane. Insofern
haben es Jan und die Gruppe um einiges komfortabler in dem Haus.
Tauschen würde ich mit ihnen natürlich trotzdem nicht …
2.
Besteht eine gewisse Ähnlichkeit zwischen dem Protagonisten Jan in
"Das Tal" und dir oder ist er dein komplettes Gegenteil?
Klar
bin ich das komplette Gegenteil von Jan: unsensibel,
verantwortungslos, draufgängerisch … Deswegen schreibe ich ja auch
Bücher☺.
Nein, im Ernst, ich habe einiges von mir in Jan hineingelegt.
Zumindest so, wie ich mich in Erinnerung habe. Die Schwierigkeiten
mit der Gruppe, mit den Mädchen, das Träumerische, Überbordende,
das sich so schlecht mit der Wirklichkeit vereinbaren lässt, und die
Frustration, die aus der Unfähigkeit resultiert, Innen- und
Außenwelt in Einklang zu bringen.
3.
Gab es reale Vorbilder für die Charaktere in "Das Tal"?
Für
Gregor schon. Aber der Typ war schon damals so gemeingefährlich,
dass ich mich auch heute keinesfalls mit ihm anlegen wollen würde.
Da halte ich lieber die Klappe und sage ganz allgemein: Die
Charaktere sind eine Mischung aus Personen, die ich tatsächlich
kennengelernt und von denen ich einzelne Züge übernommen habe, und
solchen, die ich gerne um mich gehabt hätte oder selbst hätte sein
wollen – zumindest in bestimmten Momenten. Manchmal hat man ja
Lust, genauso ein Idiot zu sein wie der, der sich gerade die Blume
geschnappt hat, die man seit Stunden bewundert. Um es durch die Blume
zu sagen …
4.
Wann hast du mit dem Schreiben angefangen? Oder schreibst du schon
dein Leben lang?
Ich
habe mit elf oder zwölf mit meinen Tagebüchern begonnen. Dazu
später Briefwechsel und einige Familiengedichte, das war's. Das
Wesentliche für mich war nicht das Schreiben, sondern das Erzählen.
Ich habe stundenlang für meine Freunde Geschichten improvisiert. Das
ging mir mit dem Erwachsenwerden verloren. Die Erinnerung wurde der
Anknüpfungspunkt für meine Thriller.
5.
Wie würdest du all deine bisher veröffentlichten Bücher in fünf
Wörtern beschreiben?
Entfesselt,
psycho-expressiv, ästhetisch, empathisch, experimentell. Dazu
liefere ich auch gleich die Fußnoten: Entfesselt = die Befreiung vom
Rationalismus des Volkswirtschaftlers. Psycho-expressiv = ich lese
meine Bücher wie Träume und entdeckte dabei viel über mich, das
Unterbewusste drückt sich darin aus. Ästhetisch = ich liebe Musik
und viele andere Formen des Schönen, und es beglückt mich, wenn
mich das Gefühl befällt, etwas Ästhetisches zu schaffen.
Empathisch = sich in Charaktere hineinzuversetzen, ist wie
Theaterspielen, und tatsächlich teste ich oft Gestik und Mimik, wenn
ich nach dem richtigen Ausdruck suche.
Experimentell
= das Schreiben ist ein Prozess, den ich nicht vorhersehen kann, das
gefällt mir und darauf lasse ich mich bewusst ein, etwa indem ich
versuche, „romanhafte“ Thriller zu schreiben, also solche, bei
denen die Charaktere Tiefe haben, einen Wandel durchlaufen und die
Leser eigenständig denken und konstruieren müssen.
6.
Bist du eher ein Plan- oder Spontanschreiber? [Erstellst du vor dem
Schreiben einen Plan oder schreibst du einfach munter drauflos?]
Das
ist so eine Frage wie "Bist du eher introvertiert oder
extrovertiert?" Klar kann man darauf eine einfache Antwort
geben, aber eine angemessene … Da gerät der Schriftsteller ins
Zögern. Zunächst einmal: Alles lässt sich nie planen, dafür sind
Bücher zu komplex, es existieren zu viele Ebenen: der gesamte Plot,
einzelne Kapitel, einzelne Szenen, Dialoge, Charaktere und ihre
Entwicklung, Symbole, Sprache und die ganze formale Dimension …
Sodann: jedes Buch ist anders. Bei meinem Roman "Benjamin"
wusste ich selten, was über die aktuelle Szene hinaus passieren
würde. Bei "Wildnis 3" hingegen hatte ich einen relativ
detaillierten Plan. Warum? Vermutlich, weil der Thriller mehr
Handlung hatte, die Planung zwecks Kohärenz erforderte. Beim
zeitgenössischen Roman „Benjamin“ kam es auf die Charaktere und
ihre Beziehungen an, und da musste ich den Charakteren Freiraum
lassen, sich nach eigenem Willen zu bewegen. Ein weiterer wichtiger
Aspekt: Wie bindend ist der Plan? Bei mir entwickelt sich vieles
anders, als ich es ursprünglich geplant habe. Und: Was zählt
überhaupt als Plan? Ich verbringe am Anfang eines Buchprojekts Tage
damit, herumzuhängen. Am Ende habe ich einige Notizen, aber das
Wesentliche kann ich selbst nicht greifen. Trotzdem ist es
entstanden. Es ist kein expliziter Plan, aber es ist etwas, das vor
dem Schreiben da ist. Gefühle, Stimmungen, Energien. Zum Abschluss
fällt mir eine meiner aktuellen Erkenntnisse ein, die da lautet:
"Überlege dir, was du erreichen möchtest, nicht wie!" Ich
versuche also ein ungefähres Gefühl dafür zu entwickeln, was der
Leser aus der Szene oder dem Kapitel mitnehmen, welche Funktion es in
dem Buch erfüllen soll – und dann stürze ich mich hinein.
7.
Was ist dein absolutes Lieblingsbuch? Und wieso?
Ich
habe leider ein schlechtes Bücher-Gedächtnis, und deswegen sind
immer die letzten Bücher, die ich gerade gelesen habe, meine
Lieblinge. Zum Beispiel „Das Schiff Esperanza“ von Hoerschelmann
– unglaublich kompakt und dramatisch. Oder Storms „Pole
Poppenspäler“ – so reizend geschildert. Da hat Schlegels „Canut“
einen ganz anderen Ton, kraftvoll rhythmisch. Übrigens alles Reclam
Hefte für einen Euro vom Antiquariat um die Ecke.
8.
Hast du eventuell einen Tipp für alle Nachwuchs-Autoren/innen? (Ich
bin mir fast sicher, dass du einen hast, denn immerhin bist du ja der
Autor von "Schneller, besser, kürzer: Professionell schreiben")
Der
Schreibratgeber, den du netterweise erwähnt hast, beschäftigt sich
mit Sachtexten. Bei Romanen würde ich zum Beispiel darauf hinweisen:
Man schreibt sich leicht in einen Rausch. Das ist o.k., das kann
sogar hilfreich sein und auf alle Fälle macht es Spaß. Bloß darf
man danach nicht herumrennen und aller Welt erzählen, dass man ein
Meisterwerk geschrieben hat. Und man darf sich selbst nicht mit der
Erwartung unter Druck setzen. Manuskripte liegen lassen,
überarbeiten, mit Freunden und Fremden besprechen – das ist
entscheidend für die Qualität, und dann weiß man mit der Zeit
auch, wie man sein eigenes Werk einzuordnen hat.
9.
Mit welchem Charakter aus einem deiner Bücher würdest du am
liebsten oder am wenigsten den Platz tauschen?
In
Thrillern gibt es ja etliche Personen, in deren Haut man nicht
stecken möchte. Schwieriger wird es bei den Glücklichen. Da würde
ich sagen Tim in „Entfesselt“ – der bekommt ein richtiges Happy
End. (Und damit verrate ich nicht zu viel, das spüren die meisten
Leser schon zu Beginn des Buches und finden es trotzdem spannend ☺).
10.
Arbeitest du schon an dem nächsten Werk, da "Das Trauma"
(der zweite Band von "Das Tal") ja bereits veröffentlicht
ist? Wenn ja schaffst du es mit nur drei Worten die Neugier der Leser
dafür zu wecken?
Das
könnte ich auch mit 3000 Worten nicht, weil es nämlich kein
nächstes Werk gibt. Hoffentlich schon, eines Tages, aber nichts
Konkretes. Jetzt steht erst mal etwas anderes auf der Tagesordnung:
Geld verdienen.
Wollt ihr dem Autor nun unbedingt einen Besuch auf seiner eigenen Seite abstatten? Dann tut das doch, er wird sich sicher freuen :)
Hier die Links zu seiner Homepage und seiner Facebook-Seite:
http://valentin-zahrnt.de/
https://www.facebook.com/valentinzahrnt?ref=ts&fref=ts
Nun liegt es nur noch an mir danke zu sagen. Lieber Valentin Zahrnt, vielen Dank, dass du dich all meinen neugierigen Fragen gestellt hast! :D
Und ich möchte euch allen noch einmal seine Bücher ans Herz legen! Sie sind es wert!
Na, das ist ja eine prachtvolle Präsentation! Und es hat Spaß gemacht - die Fragen waren so clever, ich musste sie gleich beantworten :)
AntwortenLöschenValentin
@Anonym:
AntwortenLöschenDanke für das Lob :D
Und es freut mich riesig, dass du meine Fragen gleich beantworten musstest :D
Das spricht ja schon mal definitiv für sie und ich wette, alle Leser müssen die Antworten auch sogleich lesen, da sie wirklich total interessant sind :)
LG
Haveny
Guten Abend :)
AntwortenLöschenKlasse Interview, echt tolle Fragen...
LG
Sharleen
@Sharleen:
AntwortenLöschenDankeschön :D
LG
Haveny